Montag, 4. November 2002

Die Geschichte vom Schwein


Bevor ich anfange zu erzählen muss ich zwei Dinge vorausschicken:

  1. Mir ist gerade der PC abgestürzt und dabei hatte ich schon die halbe story getippt. grrr.
  2. Ihr müsst die nachfolgende Erzählung nicht glauben, ich wollte es anfangs selbst nicht, aber nach und nach hat mir gedämmert, dass sie zumindest erzählenswert ist ;-)

Also, da saßen wir nun im Hörsaal 10.11 in der Heinrichstrasse in unserer Biochemie-Vorlesung. Unser Prof. Zechner [im folgenden Text der Bequemlichkeit halber nur "Rudi" genannt] spricht sich aus über Proteine und Bindegewebe und dass Säuren nicht so gefährlich sich wie Basen, da Letztere Haut und Gewebe (besser gesagt die Proteine darin) auflösen können und Erstere nur alles ein bisschen anätzen.

Um uns das Thema näher zu bringen greift Rudi zum beim Lehrpersonal beliebten Methode des "Gschichterl" Erzählens: Er erinnert sich an einen Schwank aus seiner Jugend. Schon damals war er am Institut für Biochemie beschäftigt und hatte sich gerade ein Thema für seine Doktorarbeit ausgesucht: Den Cholesterinabbau im menschlichen Körper. Als Versuchskaninchen benutzte er ein Schwein (weiß doch jeder: Menschen sind Schweinen sehr ähnlich).

Die arme Sau bekam wochenlang mit radioaktiver Strahlung markiertes Cholesterin zu fressen. Das Tier musste aber nicht lange leiden, es wurde bald geschlachtet damit man die Verdauungsorgane untersuchen konnte. Es stellte sich aber heraus, dass der ganze Versuch für die Katz' war, irgendwie hatte da etwas nicht funktioniert.

Jedenfalls kam bei unserm Rudolf und den damaligen Professoren des Instituts bald die Frage auf: "Was tun wir jetzt mit dem radioaktiven Schwein??"

Einfach so in die Mur schmeissen wollten sie's nicht, das hätt ja wer rausangeln können und wenn der dann noch zufällig einen Geigerzähler dabei hat wär der Nahrungsmittelskandal schon da.

Aber für einen gebildeten Chemiker überhaupt kein Problem: Wie oben geschildert zersetzen Basen alles, was aus Protein besteht (also auch Schweine). Und so ein aufgelöstes Vieh kann man auch leichter in den Fluss schütten... Sofort wird ein großer Plastikbottich angeschafft und darin so an die 100-150 Liter konzentrierte Natronlauge hergestellt. Das sezierte Schwein dazu, Deckel drauf und ab in den Keller mit dem Behälter.

Soweit so gut, wahrscheinlich hätten bald alle die Geschichte vergessen, wäre da nicht das blöde Unwetter gewesen. Natürlich stand auch bald der bewusste Keller am Universitätsplatz 2 unter Wasser. Ein besonders gewiffter denkt da plötzlich wieder an das Versuchsschwein, rennt zu den Kollegen und schreit: "Sch****, was is mit dem Schwein??".

Sobald wer in den Keller gegangen wär um ihn auszupumpem wäre akute Erklärungsnot ausgebrochen. Und wer hätte schon geglaubt, dass es sich hier um ein (radioaktives) Schwein handelt, und nicht um eine schlecht beseitigte Leiche?

Tja, da hattens dann alle eilig: der damalige Institutsvorstand (möge er in Frieden ruhen) schnappte sich 2-3 Assistenten, darunter auch unser Rudi, und kaufte ihnen beim Kastner solche tollen Gummihosen die einem bis zur Brust reichen und die man normalerweise zum Fliegenfischen verwendet.

So ausgestattet machte man sich mit einem Netz im überschwemmten Keller daran die umherschwimmenden Teile einzusammeln. Die letzten Schweinereste wurden an weiträumig verstreuten Plätzen in Graz vergraben. Trotzdem zitterte man noch als die Feuerwehr daran ging den Keller auszupumpen. Glücklicherweise zählen Geigerzähler wohl nicht zur Grundausstattung dieser netten Leute in Rot ;-)

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